So lautet der Richterspruch in Lessings dramatischem Text „Nathan. Der Weise“. Dieses Werk der
Aufklärung wurde im Deutschunterricht des Jahrgangs 9 (B-Kurs) des Schulzentrums Neutrebbin behandelt. Der Text war schwer zu verstehen, obwohl die Besonderheiten Lessings Zeit sowie der Entstehungshintergrund erarbeitet worden waren. Auch die Zuordnung der Figuren zu den drei Religionen fiel schwer. Ein Besuch des Strahl-Theaters konnte helfen, mehr Textverständnis zu erreichen. Das Ensemble ist darauf ausgerichtet, Werke für Schüler aufzubereiten, mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und so noch immer aktuelle Werkaussagen zu thematisieren.
So fuhr der Kurs am 27. Februar zur Theatervorstellung. Erstaunt waren die Schülerinnen und Schüler über das Theater an sich, denn es gab nicht die traditionelle Bühne mit Vorhang, sondern eine Bühnenfläche mitten im Raum. Als dann auch noch die Schauspieler mal rechts, mal links an den Zuschauern vorbeikamen, gab es auch einmal ein Erschrecken. Was aber erzählt wurde, es waren zwei Erzähler vorhanden, raffte das Geschehen verständlich zusammen. Zwischendurch traten dann die Schauspieler in Aktion. Kleidung, Mimik, Gestik und Sprache ließen sie schnell gruppieren . Bald war klar, dass der Sultan Nathans Geld brauchte, der Tempelherr mit der Rettung Rechas seine ritterliche Pflicht erfüllt. Daja als Bestechliche und Hüterin oder Verräterin eines Geheimnisses
erhielt weniger Sympathie als Nathan, der stets mit Ruhe und Wertschätzung anderen gegenüber trat. Er war es, der mit der Ringparabel die Falle des Sultans aushebelte und den oben zitierten Richterspruch formulierte und so die Frage des Sultans in eine Aufforderung zum eigenen Handeln ohne Vorurteile umwandelte. Uneigennützig handelt der Tempelherr während des Feuers in Nathans Haus, ohne Vorurteile zog Nathan als Jude Recha, ein Christenkind, groß, gab ihr Wärme und
Vertrauen, beschämt bereut der Sultan seinen Trick, um an Nathans Geld zu kommen, und bittet um seine Freundschaft. Auch die Offenbarung der Herkunft Rechas und des Tempelherrn als sich nicht kennende Geschwister zeigt, dass Menschen aus ihrem Inneren heraus menschlich miteinander umgehen können. Beide hatten sich ja ineinander verliebt.
Die Familie vergrößerte sich, Menschen, verschiedener Religionen angehörig, leben miteinander
und beweisen, dass jeder von ihnen seinen Betrag zum friedlichen Leben leisten kann, er muss es nur wollen.
Mit dieser Erkenntnis, die auch in unserer Zeit, für jeden von uns Gültigkeit besitzt, hat der Deutschkurs die Arbeit an Lessings Werk wieder aufgenommen.

Sonja Woiwode
Schulzentrum Neutrebbin

„Es eifre jeder seiner unbestochnen Von Vorurteilen freien Liebe nach!“