Diskussion: Der Neutrebbiner Pfarrer Arno Leye (Mitte) bespricht mit den Siebtklässlerinnen Nele Zabel, Lisa Leist und Ariane Statorci (von links) von der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin ihre Plakatidee zur Lebensgeschichte des Reformators -
Diskussion: Der Neutrebbiner Pfarrer Arno Leye (Mitte) bespricht mit den Siebtklässlerinnen Nele Zabel, Lisa Leist und Ariane Statorci (von links) von der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin ihre Plakatidee zur Lebensgeschichte des Reformators – © SÖREN TETZLAFF

Neutrebbin (MOZ) Auf Anregung des Pfarrers Arno Leye haben sich die beiden siebten Klassen der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin mit mehr als 50 Schülern bei einer Geschichtswerkstatt mit Martin Luther und der Reformation beschäftigt.

Michelle, Jenny und Lena grübelten über einem großen roten Papierblatt. Ihre Aufgabe war, ein Plakat von einer Szene aus der Lebensgeschichte Luthers anzufertigen. Zuvor hatten sie in der Neutrebbiner Kirche den Film „Luther“ aus dem Jahr 2003 angesehen, der innerhalb von zwei Stunden die Lebensgeschichte des Reformators erzählt. Pfarrer Arno Leye organisierte den Film und verwandelte die Kirche in einem provisorischen Kinosaal. Leye hofft, dass das Filmerlebnis schwerer wiegt als die Scheu vor der Kirche und die Kinder an den Neutrebbiner Sakralbau denken, wenn sie sich später an den Film erinnern. Ohnehin hat nicht jedes der 50 Oderbruch-Dörfer, aus dem Schüler täglich nach Neutrebbin kommen, eine Kirche.

Michelle, Jenny und Lena entschieden sich schließlich die Übersetzung der Bibel aufs Papier zu bannen. „Das ist wohl einfachsten“, sagte Lena und malte ein Buch. Von Luther hattenen sie vorher nichts gehört.Lediglich ihre Mitschülerin Aimée kannte sich aus. „Ich gehe in den Konfirmandenunterricht“, erzählte sie. Dabei sei Martin Luther schon häufiger thematisiert worden. „Meine Tante wohnt in Wittenberg, wir haben dort die Kirche besucht“, berichtete indes Anna. Die vierköpfige Gruppe, zu der neben Aimèe und Anna noch Daria und Nadine gehörten, wählten die Szene aus, in der Luther die 95 Thesen an die Kirchentür schlägt.
Anlass für diese besondere Unterrichtsform war der Buß- und Bettag am Mittwoch. „Das ist zwar ein Feiertag, aber es ist nicht schulfrei“, sagte Pfarrer Arno Leye. Daher könnten die Eltern ihren Kinder nur noch schwer vermitteln, dass dies ein besonderer Tag im evangelischen Kirchenkalender sei. Die Beschäftigung mit Martin Luther verschaffe den Schülern den Zugang zu dem Feiertag.
„Der Film ist das eine, er erfordert jedoch eine intensive Nachbereitung“, ergänzte Arno Leye. Dafür konnte er Karin Wanke, Lehrerin für Deutsch und Geschichte, sowie ihre Kollegin Andrea Schlothauer gewinnen. Der Film ermögliche einen Zugang zu den Themen Reformation, Mittelalter, Bauernkriege, sagte Arno Leye.
Zudem konfrontiere er die Schüler mit zahlreichen ihnen unbekannten Begriffen wie Konzil, Kardinal, Ablass oder Inquisition, mit denen sie sich auseinandersetzen können.
Vorteil des Films sei, dass Luther nicht als Volksheld dargestellt werde, sondern schlicht als Mensch seiner Zeit, sagte der Pfarrer. Deshalb könne er gut in den Geschichtsunterricht eingebaut werden. Dies sah auch Karin Wanke so.
„Wir wollen die Kinder keinesfalls missionieren“, unterstrich die Pädagogin. Aber die Reformation sei Bestandteil des Lehrplans. Daher habe sie dankbar den Vorschlag von Pfarrer Arno Leye zu der Geschichtswerkstatt aufgenommen. Es sei eine ganz andere Methode, sich dem Thema zu nähern. Der Pfarrer erklärte sich im Gegenzug gerne bereit, bei der Nachbereitung des Stoffs die Lehrerinnen zu unterstützen. Dem Pfarrer ist Schulunterricht nicht unbekannt, denn er gibt das Fach Religion, wo es gewünscht wird.
Die Lehrerin Karin Wanke wird noch mindestes eine weitere Geschichtsstunde für das Malen von Plakaten zur Verfügung stellen müssen, denn eine Schulstunde reichte nicht aus. Außerdem sollen die Gruppen begründen, warum sie die jeweilige Szene ausgewählt haben und die Symbolik ihres Plakates erklären.

STEFFEN GÖTTMANN 22.11.2013 09:04 UHR
RED. BAD FREIENWALDE, FREIENWALDE-RED@MOZ.DE

Jugendliche beschäftigen sich mit Luther-Szene