Coole Fahrhaltung: Sören Manthey zeigt die Haltung, in der der Gurt nicht mehr rettet. Rechts Reinhard Scheller. - © MOZ
Coole Fahrhaltung: Sören Manthey zeigt die Haltung, in der der Gurt nicht mehr rettet. Rechts Reinhard Scheller. – © MOZ

Bad Freienwalde (MOZ) Mit der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin beschließt Reinhard Scheller vom Bereich Prävention des Polizei-Schutzbereichs heute seine Tournee durch die 10. Klassen des Landkreises. Mit anschaulichen und praxisnahen Unterrichtsmethoden schult er sie in Fragen Sicherheitssysteme in Autos.

Reinhard Scheller hat eine humorvolle Art, seine Unterrichtsstunde zu gestalten. Er spricht die Zehntklässler direkt an und kann auch scherzen. Doch bei ihm geht es um bitterernste Themen. Wie ernst, wurde gestern gleich zu Beginn der Stunde für die Klasse 10 b auf dem Schulhof deutlich, als Scheller große laminierte Fotos schwerer Unfälle hochhielt und ein Mädchen schluchzend zur Seite ging …
„Ich mache diese Präventionsstunden in den 10. Klassen vor allem deshalb, weil das die Altersgruppe ist, die für die Fahrt zur Disko zu anderen ins Auto steigt und ihr Schicksal in die Hände eines anderen jungen Mannes oder Mädchens legt“, erklärt er sein Anliegen. Und zu den Zehntklässlern sagt er: „Ich will, dass ihr wisst, welche Sicherungssysteme das Auto hat, und dass ihr sie nutzt, damit ihr auch bei einem Unfall heil aus dem Auto heraus und zu Hause ankommt.“ denn für den Fall des Unfalls gibt es den Sicherheitsgurt, den Airbag und Gurtstraffer, die alle zusammen ihre Wirkung nur entfalten können, wenn der Sitz richtig eingestellt ist.
Das konnte als Erster gleich Sören Manthey aus Hohensaaten testen und vorführen. Er fuhr mit dem Gurtschlitten vier Meter eine schräge Bahn hinab und überstand den simulierten Aufprall unbeschadet, weil er angeschnallt war. Doch mögen es gerade mal zehn Stundenkilometer gewesen sein, mit denen Sören anstieß. Maximal elf lässt der Schlitten zu. Selbst diese Schneckengeschwindigkeit würde ausreichen, einen nicht angeschnallten Fahrer vom Sitz zu werfen. „Körpergewicht mal Geschwindigkeit ergibt die Kraft, die der Gurt halten muss, lautet die Faustformel“, erläutert der Polizist.Bei einem 75 Kilogramm schweren Jungen und einer Aufprallgeschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde wird die Schwungmasse tonnenschwer. Ohne Gurt hat man keinerlei Chance, sich auf dem Sitz zu halten.
„Die Sicherungssysteme sind in den Autos auf unseren Straßen alle vorgeschrieben und eingebaut. Ihr müsst sie richtig anwenden, um auch bei einem Unfall unbeschadet rauszukommen. Es geht nicht darum, möglichst cool im Auto zu hängen, sondern sich zum Beispiel auch auf den Rücksitzen immer anzuschnallen“, sagt Reinhard Scheller eindringlich zu den Zehnklässlern.
Der Gurtschlitten ist übrigens eine DDR-Konstruktion aus dem Jahr 1982, aber immerhin mit Rollgurten. Er gehört der Verkehrswacht Märkisch-Oderland, die es mit Sponsorenunterstützung immer wieder schafft, ?den TÜV und die DEKRA-Prüfplakette zu verlängern. Zum ersten Mal war Scheller damit vor reichlich zehn Jahren auf dem Altstadtfest in der Grünstraße. Damals fiel der Elektromotor aus, und er musste immer mit dem jeweiligen Fahrgast den Gurtschlitten in seine Startposition schieben.
Wenn Reinhard Scheller mit seinem grün-weißen Kleinbus heute vom Hof der Neutrebbiner Schule fährt, hat er an neun Oberschulen die Zehntklässler sensibilisiert. „Wenn danach ein paar Kreuze weniger am Straßenrand stehen, hat es sich schon gelohnt“, sagt er. Auch erfahrenen Polizisten gehe es an die Nieren, wenn junge Mädchen den Tod eines Freundes beweinen.

JENS SELL 08.09.2011 05:36 UHR
RED. BAD FREIENWALDE, FREIENWALDE-RED@MOZ.DE

„Damit ihr heil nach Hause kommt“