Neutrebbin (MOZ). Seit dem Bekanntwerden der gewaltsamen Vorfälle an der Neutrebbiner Oderbruch-Oberschule haben sich auch die Schüler auf die Suche nach Antworten zu Ursachen gemacht und Überlegungen angestellt, wie sich das Klima an der Schule verbessern kann. „Das ist für uns nicht erledigt“, so der Tenor einer Diskussion der Schülersprecher.

 

Bereiten Aktionstag vor: Schülersprecher der Neutrebbiner Oderbruch-Oberschule haben sich am Donnerstag zu ihren nächsten Aktivitäten verständigt Foto: U.Grieger (MOZ)


Die meisten Neutrebbiner Oberschüler stehen noch am Anfang der Auseinandersetzung mit dem, was an ihrer Schule tatsächlich vorgefallen ist, und dem, wie darüber berichtet und gewertet wurde. Ein Oberschüler hatte ein syrisches Flüchtlingskind geschlagen, woraufhin Eltern von Flüchtlingskindern Drohungen im Internet veröffentlicht hatten. Gabriela Fietze, amtierende Schulleiterin, erklärte, dass es Anliegen der Lehrer in den vergangenen Tagen war, zunächst wieder den Unterricht in Ruhe absichern zu können. „Wir waren froh, dass die Flüchtlingskinder wieder regulär zur Schule kommen.“ Nach den Veröffentlichungen in den Medien habe es rege Kontakte mit anderen Partnern – der Gemeinde, dem Kreis, dem Amt und dem Förderverein – gegeben, so dass von vielen Seiten Unterstützung kam.

Ganz unterschiedlich ist die Möglichkeit in den Klassen ausgeprägt, miteinander ins Gespräch zu kommen, erzählten die Klassensprecher. Die Spanne reicht von gar keinen Gesprächsangeboten bis zu angeregten Debatten vor und nach dem Unterricht. Vor allem Sportlehrer Peter Flaig nennen die Schülersprecher als einen, mit dem sie häufig und gern zu gesellschaftlichen Fragen ins Gespräch kommen.

Wobei auch ihre Betroffenheit und das Interesse in den Klassenstufen sehr unterschiedlich ist. Benito, Sprecher der 10b, erklärte, dass die ausländischen Mitschüler für seine Klasse kaum eine Rolle spielen. Die meisten Mitschüler kennen gar keine Flüchtlingskinder und haben keinen Kontakt zu ihnen. Dafür gebe es aber andere Konfliktpotentiale. So würden sich die „Zehner“ häufig darüber ärgern, wie sich die „Siebener“ in der Schule verhalten.

Schulsozialarbeiterin Anne Frisch, sie ist seit kurzem auch für die Grundschule zuständig, bestätigte diese Darstellung. Es gehe nicht nur um Auseinandersetzungen zwischen deutschen und ausländischen Schülern, sondern um das Miteinander an der Schule insgesamt.

So nennen die Klassensprecher verschiedene Ursachen für die Konflikte. Erst nach den Sommerferien war ihnen völlig unvorbereitet mitgeteilt worden, dass die Oberschule Flüchtlinge integrieren muss. Dass es bis zu 19 sind, die zudem kaum Deutsch konnten, erfuhren sie erst später. Zwar hatte die Projektgruppe „Schüler für Schüler“ inzwischen Patenschaften zwischen Siebtklässlern und älteren Schülern sowie zwischen deutschen und ausländischen Schülern organisiert. Auch sind Freundschaften zwischen deutschen und Flüchtlingskindern entstanden. Aber außerhalb dieser individuellen Beziehungen blieben sich die Schülergruppen weitestgehend fremd. Der Umstand, dass der Lehrermangel an der Schule lange Zeit chronisch war und einige Fächer über Monate gar nicht erteilt wurden, führte ebenfalls nicht zur Besserung des Schulklimas bei.

Während zumindest der Fachunterricht wieder abgesichert werden kann, will die Schule jetzt mit Unterstützung aller Partner das gegenseitige Kennenlernen der Schüler untereinander fördern. Anders als an den benachbarten Schulen gibt es in Neutrebbin keinen Ganztagsunterricht. Deshalb kommt den gemeinsamen Fahrten und Projekten eine größere Bedeutung zu. Nach Bekanntwerden der Vorfälle fanden sich auch Sponsoren für eine Fahrt zum Kletterwald, an dem zwölf Schülerpaten teilnehmen können. Es soll ein Anfang für weitere ähnliche Aktion sein. Für den nächsten Freitag hat die Schule gemeinsam mit Partnern wie dem RAA, dem Willkommenskreis, den Sportvereinen, der Diakonie und Pfarrer Arno Leye einen Aktionstag vorbereitet. Er beginnt mit einem politischen Forum, bei dem die Schüler mit den Landtagsabgeordneten Kristy Augustin (CDU) und Simona Koß (SPD) Fragen diskutieren können. Es wird Workshops zu verschiedenen Themen geben und ein gemeinsames Kochen, an dem Eltern aus der Bliesdorfer Unterkunft und von deutschen Schülen teilnehmen. Thema des Aktionstages ist die Integration auf allen Ebenen, also nicht nur der von Flüchtlingskindern.

Die Schulsprecher haben sich zudem kritisch mit der Darstellung der Vorkommnisse in den Medien beschäftigt. Während der Bericht in der MOZ aus ihrer Sicht realistisch war, bezeichneten Sophie Treptow und Tim Rabe den Fernsehbericht, der auch in den sozialen Netzwerken kursiert, als nicht angemessen. In einer Wortmeldung wiesen sie u. a. die Darstellung zurück, dass das Klima an ihrer Schule vergiftet sei oder dass Rassismus gepflegt werde.

Zum Aktionstag am 18. März werden sie auch Gelegenheit haben, dies mit dem verantwortlichen Fernsehredakteur auszuwerten. Er hat sein Kommen zugesagt. „Eine mangelnde Gesprächsbereitschaft liegt grundsätzlich nicht vor, denn wir Schüler führen mit unseren Lehrern, unserer Sozialarbeiterin und den Eltern immer wieder aktive und intensive Gespräche zu dieser Thematik. Es wurde lediglich darauf hingewiesen, dass der Zeitpunkt für das Gespräch unpassend ist“, erklärten die beiden Schulsprecher.

Oberschule aktiviert alle Kräfte