Neutrebbin (MOZ) Die Oderbruch-Oberschule Neutrebbin hat mit einem Aktionstag unter dem Motto „Miteinander wohlfühlen“ den Lernprozess für einen besseren Umgang der Schüler untereinander fortgesetzt. Zahlreiche Workshops gaben ihnen Gelegenheit, sich besser kennenzulernen und so Vorbehalte abzubauen.
Allzuviel Vorbereitungszeit hatten die Schüler, Lehrer und Sozialarbeiterin Anne Frisch nicht, um den Tag vorzubereiten. Aber dank der starken Unterstützung von vielen Seiten konnten sie Workshops im Fußball, Maskendruck, Akrobatik, Anti-Aggressionstraining, T-Shirt-Drucken Porträt-Zeichnen oder im internationalen Kochen vorbereiten. Das bot den Schülern Gelegenheit, sich einmal von einer noch weitgehend unbekannten Seite näher zu kommen: Denn während sie sonst nach dem letzten Klingelzeichen in alle Himmelsrichtungen auseinanderlaufen, konnten sie sich auf Grund gemeinsamer Neigungen miteinander beschäftigen.
Dass sie sich seit dem Bekanntwerden gewaltsamer Vorfälle an der Schule in den Klassen recht intensiv Gedanken über sich selbst und ihre Schule gemacht haben, davon zeugten die Fragen, die sie beim politischen Forum am Morgen den beiden Landtagsabgeordneten Kristy Augustin (CDU) und Simona Koß (SPD) gestellt haben. Zur Veranstaltung, an der auch Amtsausschussvorsitzender Rudolf Schlothauer, Bürgermeister Werner Mielenz und Sylvia Borkert vom Amt als Schulträger teilnahmen, hatten die Schüler die Turnhallenwände mit Plakaten geschmückt. Mit klaren Aussagen für Toleranz und ein gutes Miteinander. Botschaften, die sich an alle richteten, vor allem natürlich an Flüchtlingskinder. Eines nämlich, auch das war eine Botschaft dieses Tages, wollen die Oderbruch-Oberschüler nicht: Dass sie wegen der Vorfälle als Rassisten oder Fremdenfeinde abgestempelt werden. Zumal es unter ihnen zahlreiche Freundschaften gibt, wie die zwischen Hadi aus Afghanistan und Ania aus Letschin.
Simona Koß und Kristy Augustin, die beide im Landtagsausschuss Bildung, Jugend und Sport arbeiten, hatten vor dem Forum Gelegenheit, sich mit den von den Klassensprechern vorgetragenen Fragen zu beschäftigen. Es waren dabei sowohl Themen rund um die Flüchtlingspolitik, aber auch solche, die die aktive Suche nach Selbstbestimmung der Schüler deutlich machten: „Warum bilden sich so viele Deutsche ein, etwas besseres zu sein?“ oder „Warum werden wir im Unterricht vernachlässigt, wenn die Flüchtlingskinder mehr Aufmerksamkeit der Lehrer beanspruchen?“, „Warum dürfen ausländische Schüler mehr als Deutsche?“, „Warum wurden die Schüler und Lehrer nicht besser auf die Betreuung der Asylbewerberkinder vorbereitet?“ Kristy Augustin und Simona Koß gingen allen Fragen mit Ernsthaftigkeit und auf Augenhöhe nach. Sie gaben auch zu, wenn sie etwas nicht genau wussten und versprachen, später Antworten zu geben. In punkto Lehrermangel kündigte Simona Koß an, dass es bald auch arabischsprachige Deutschlehrer geben wird. Die Bewerbungen laufen. Die Politikerinnen ermunterten die Schüler, politisch wach zu bleiben, pauschale Vorurteile kritisch zu hinterfragen und sich gegenseitig mit Achtung zu begegnen.