Für den einen ist der Titel des diesjährigen Theaterstückes der Gruppe „Bühnengold“, das am 22.12.2015 an der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin gezeigt worden ist, eine Provokation, für andere eine Selbstverständlichkeit.
Im Zwiespalt der Gefühle, geprägt von Eltern, Lehrern und Mitmenschen, gestützt durch ein sehr unterschiedliches Maß an Wissen haben die Schüler und Schülerinnen der Schule, Lehrer und Gäste das Schauspielteam erlebt. Melanie und Lukas – Geschwister mit unterschiedlichen Interessen für Politik und Geschichte – sind auf der Suche nach Antworten zur Frage des Lehrers „Was ist deutsch?“. Für beide war das Finden von Antworten problematisch, für unsere Schüler und selbst für Erwachsene zwingt die aktuelle Situation mit Asylsuchenden in Deutschland bzw. der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Schulalltag zum gründlichen Nachdenken und zur Bewahrung von Menschlichkeit. Gerade das Fehlen dieser in der deutschen Geschichte, die in einer Art Zeitstrahl, angefangen bei der Machtergreifung Hitlers, über Spionage, Pegida etc., dargestellt wird, macht Melanie betroffen. Lukas zeigt Gewaltbereitschaft, greift zur Waffe, Ehre und Stolz bestimmen sein handeln. Melanie fragt sich, ob er zu den Rechtsextremisten gehöre, ob er völlig durchgeknallt sei.
Was ist richtig, was ist falsch? Was ist Toleranz? Bestimmen Angst oder Radikalismus das Verhalten der Menschen? Müssen Flüchtlinge hier leben?
Auf der Suche nach Antworten befinden sich nicht nur Melanie und Lukas, die Schüler der Oderbruch-Oberschule auch. Ihnen haben nach dem Theaterstück in der traditionell angebotenen Auswertung des Theaterstückes Erwachsenen als Gesprächspartner zur Seite gestanden. Stellvertretend für 13 Moderatoren bei denen wir uns auf diesem Weg noch einmal herzlich für ihre Bereitschaft bedanken, seien hier Herr Berendt (Migrationsbeauftragter im Landratsamt), Herr Pfarrer Leye, Herr Schlothauer (Amtsausschussvorsitzender Barnim-Oderbruch), Maxi Friedrich (Beraterin in der Diakonie), Herr René Dohrmann vom Kooperationspartner S-Bahn oder auch Anne Frisch (Sozialarbeiterin der Schule) und Frau Bauch (Berufsberatung) genannt. In allen Gruppen ist deutlich geworden, dass aufgrund der aktuellen Situation eine aktive Auseinandersetzung notwendig ist. Eine Stunde reicht bei weitem nicht aus, so das Feedback, um Klischees, Vorurteile zu mindern, Traditionen zu wahren, Religionen zu akzeptieren nicht nur Rechte einzufordern, sondern sich auch Pflichten zu stellen, Oberflächlichkeit durch fundiertes Argumentieren zu ersetzen.
Die Diskussion wird weiter gehen, doch auch dann werden Schüler und Schülerinnen genauso wie Erwachsene unterschiedlicher Meinung sein. Wichtig aber ist, dass Menschenwürde als unantastbar ist und bleibt, egal, ob man deutsche oder andere Wurzeln hat oder welcher Religion man angehört.
Sonja Woiwode
Fachbereichsleiterin Sprachen