Neutrebbin (MOZ) Gestern, 8.05 Uhr, stand es fest: Jeder Schüler der Klasse 10a der Neutrebbiner Oderbruch-Oberschule wird eine Lehrstelle bekommen. Das nämlich ist der Preis in einem Wettbewerb für Schulen in Berlin und Brandenburg, zu dem ein privater Radio- und TV-Sender aus Berlin aufgerufen hatte.
Die Neutrebbiner hatten davon erfahren und sich beworben. Hauptbewertungsmaßstab im Wettbewerb war die Zahl der unentschuldigten Fehlstunden im laufenden Schuljahr. Die liegen bei den Neutrebbinern bei Null. Dazu waren der Klassenleistungsdurchschnitt und das persönliche Auftreten ausschlaggebend.
Ein Aufschrei ging durch den Klassenraum: 26 Zehntklässler der Neutrebbiner Oberschule kreischten, hüpften, klatschten durcheinander – nur weil das Handy von Schulleiterin Undine Finn just in dem Moment klingelte, als übers Radio die Moderatoren eines privaten Senders mitteilten, jetzt würde der Gewinner eines Wettbewerbs der Schulklassen angerufen.
„Ausbildung für alle!“ heißt das Motto des Wettbewerbs, den der Sender für Schulen in Berlin und Brandenburg ausgerufen hatte. Und das war wörtlich gemeint. „Es war bekannt geworden, dass jeden Tag in Berlin und Brandenburg 15 000 Schüler die Schule ganz oder stundenweise schwänzen“, erklärte Sendersprecherin Sabrina Rabow den Ausgangspunkt der Aktion. Angesichts dieser erschreckend hohen Zahl habe man überlegt, woran das offensichtliche Desinteresse an einer guten Schulbildung liegen könnte. Die Diagnose der Journalistenkollegen: fehlende Perspektiven für Jugendliche. In der Tat kommen in Brandenburg auf eine angebotene Ausbildungsstelle gut eine handvoll Bewerber. Eine betriebliche Lehrstelle zu ergattern ist schwierig. Sie auch noch im Traumjob zu bekommen, ist beinahe so selten wie ein Sechser im Lotto. Dem wollte der Radiosender etwas entgegensetzen.
Allerdings: Ohne Fleiß kein Preis. Ausschlaggebend für ein gutes Abschneiden im Wettbewerb war die Zahl der Fehlstunden, die die Klasse aufzuweisen hat. „Nur sieben der 50 Bewerber hatten null unentschuldigte Fehlstunden im laufenden Schuljahr“, informierte die Sendersprecherin. Das half den Neutrebbinern mit sechs weiteren Klassen in die Endrunde zu kommen. Ausschlaggebend seien dann der Notendurchschnitt in allen 15 Fächern (er liegt bei 2,3) und das überzeugende Auftreten der Schüler bei einer Vorstellungsrunde in Berlin gewesen.
Die Oberschüler waren sich gestern nicht sicher, worüber sie sich am meisten freuen sollten: Als „beste Schulklasse in Berlin- Brandenburg“ zu gelten – das ist schon was. Andererseits wiegt auch schwer, dass jedem Schüler der Klasse jetzt eine Lehrstelle, zumeist im Wunschberuf, sicher sein wird.
Zwar ist Neutrebbins Oberschule dafür bekannt, dass in der Regel alle Absolventen einen Ausbildungsplatz finden. „Aber dafür müssen wir auch ganz schöne Klimmzüge machen“, gibt Schulleiterin Undine Finn zu. Jobkarussell, Betriebspraktika und vieles mehr helfen dabei, vor allem aber die engagierte Arbeit von Torsten Pohl, der für die Berufsorientierung an der Schule verantwortlich ist. Er war es auch, der den Wettbewerbsaufruf im Internet entdeckt hatte. Große Chancen auf den Wettbewerbssieg habe sich niemand ausgerechnet. Umso mehr waren gestern alle aus dem Häuschen, als es doch klappte. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ wurde gesungen, als die Schüler kurz nach dem Sieger-Anruf schon im Bus auf dem Weg zum Radiosender waren.
Aus der Redaktion Kommentare
07.02.2008 07:05 UHR