Seelow/Neutrebbin (MOZ) Hunderte Schüler haben in den vergangenen Wochen als Praktikanten und im Rahmen einer Projektwoche in Kitas und Schulen, beim Bäcker, im Stall, Gasthaus oder Friseur geholfen und berufspraktische Erfahrungen gesammelt. Das Resümee fällt unterschiedlich aus.
Marie-Johanna (14) wollte zunächst den Beruf der Bäckerei-Fachverkäuferin erlernen. Deshalb sollte ihr Praktikumsbetrieb unbedingt eine Bäckerei sein. Nach drei Wochen in der Seelower Bäckerei Klemt stand für die Neuntklässlerin am Donnerstag allerdings fest: „Das ist nichts für mich. Ich bin zu schüchtern für den Umgang mit manchen Kunden. Und das lange Stehen hinterm Tresen ist echt anstrengend“, so die Golzowerin. Ihr neuer Traumberuf ist jetzt – Bestattungs-Fachkraft.
Um genau solche Erfahrungen und den Einblick in die reale Arbeitswelt geht es bei den Schülerpraktika, die 95 Neuntklässler der Seelower Bertolt-Brecht-Oberschule seit dem 27. Juni in Betrieben und Einrichtungen der Region zwischen Strausberg, Frankfurt und Fürstenwalde absolviert haben.
Bis auf einen „schweren Fall“ haben alle Schüler einen Praktikumsplatz bekommen. In Zeiten, da viele Firmen Probleme haben, ihre Lehrstellen zu besetzen, sei es leichter geworden, einen Praktikumsbetrieb zu finden, resümiert Thomas Pfnister. Der Klassenleiter der 9b sowie seine Kollegen Stefanie Masche und Andreas Jankowski haben die Schülerpraktika mit vorbereitet und begleitet. Am Freitag sind sie in der Schule ausgewertet worden.
„Wir wollten eigentlich in einer Kfz-Werkstatt arbeiten, das hat uns echt interessiert. Aber wir sind dreimal abgelehnt worden. Für Mädchen sei das nichts, war die Begründung“, berichten Vanessa und Michel aus Podelzig und Seelow. Am Ende war die erzwungene Umorientierung wahrscheinlich gut. Denn Michel fand die Arbeit in der Petershagener Kita „echt toll“. Und Freundin Vanessa hat die „ganz schön schwere“ Arbeit in einer Frankfurter Tagespflege dennoch gefallen.
Mancher hat, wie Eric (15) aus Dolgelin, die Möglichkeit genutzt, die Praktikumszeit zu splitten. Eric hat jeweils eine Woche im Metallbaubetrieb, beim Treppenbauer und bei Bauer Herbert Miethke in seinem Dorf gearbeitet. Fazit: „Beim Bauern war es am besten.“ Da konnte der technikbegeisterte Schüler mit auf dem Mähdrescher fahren und Landtechnik warten. „Das wäre ein Beruf für mich“, sagt Eric.
Ariane aus Mallnow hat im Lebuser Edeka-Markt sogar umgehend eine Lehrstellenzusage bekommen. Tim aus Treplin machte andere Erfahrungen. Er sei in einer Gärtnerei nur als Hilfsarbeiter eingesetzt worden, ohne dass „mir jemand mal was erklärt hätte“. Er sei ständig kritisiert, ja sogar beleidigt worden, berichtet der Oberschüler.
Für die Schüler der Seelower Kleeblattschule gab es hingegen viel Lob. „Sie haben an mehren Stellen in der Stadt ganz hervorragende Arbeit geleistet und uns sehr unterstützt“, lobt Astrid Gellenthin, die Leiterin des städtischen Bauhofes. Auf dem Friedhof haben die Schüler eine große Neuanpflanzung gesäubert und auf der Anlage hinter dem „Brandenburger Hof“ die alten Wege wieder sichtbar gemacht.
„Über den Tellerrand schauen“ war das Motto der Projektwoche der Oderbruch-Oberschule Neutrebbin, die am Freitag ausgewertet wurde. Die Projekt hatten die Schüler gemeinsam mit ihrer polnischen Partnerschule aus Bogdaniec (Dühringshof) gestaltet. Die zahlreichen Gäste staunten in der Turnhalle nicht schlecht über das, was die Schüler geleistet haben. Eine Gruppe hatte dafür gesorgt, dass die Anlagen am Hertha-Sportplatz, der auch für den Schulsport genutzt wird, neue Farbe bekommen haben. Kay Höhne vom SV Hertha zeigte sich begeistert. Neue Bänke und Papierkörbe hat die Klasse 9b für ihre Schule im Rahmen eines gemeinsamen Projektes „Initiative Sekundarstufe II“ mit dem Bildungszentrum der Handwerkskammer in Hennickendorf angefertigt.
Schulleiterin Gabriela Fietze erklärte, dass es wunderbar sei, was die Schüler geschafft haben. Und auch die Berufsorientierung sei wichtig gewesen. „Am wichtigen aber war in diesem Falle, dass die Klasse sich als Team erlebt. Sie hat so viele Umbrüche erlebt, dass es nun ganz entscheidend war, dass sie gemeinsam etwas schaffen können“, resümierte die Schulleiterin.