Am schnellsten haben die Eltern der künftigen Siebtklässler reagiert. In einem Brief an das Staatliche Schulamt in Frankfurt machten sie deutlich, warum sie und ihre Kinder sich ganz bewusst für die Neutrebbiner Oberschule entschieden hatten. „Nun ist die Enttäuschung sehr groß, nachdem auch die Kinder erfahren haben, dass es wahrscheinlich ab dem 7. Schuljahr in die Oberschule Wriezen gehen soll“, heißt es in dem von den Eltern unterzeichneten Schreiben.
Allerdings werden in Wriezen Klassen mit 28 Schülern erwartet, was wiederum an der oberen Grenze des Machbaren liege. Die Eltern verweisen darauf, dass solche Klassengrößen insbesondere Schülern mit besonderem Förderbedarf nicht gerecht werden können. Deshalb sei es ratsam, über eine Ausnahme für die Eröffnung von 7. Klassen in Neutrebbin zu befinden.
Die Eltern verweisen dabei auf die Verwaltungsvorschrift „Unterrichtsorganisation“, nach der der untere Wert für eine Klassengröße von zwölf Schülern unterschritten werden dürfe, wenn im Durchschnitt aller Klassen die Bandbreite eingehalten wird.
Zudem entfalle bei einer Verweigerung von siebten Klassen in Neutrebbin die Möglichkeit für Schüler, die vom Gymnasium an die Oberschule zurück wechseln wollen. Weiterhin haben die Eltern die höheren Schülerbeförderungskosten und die geplante Einrichtung eines Schulzentrums Neutrebbin als Argumente angeführt.
Für den Schulträger hat sich Amtsdirektor Karsten Birkholz nach Ostern direkt an Bildungsminister Günter Baaske (SPD) gewandt: „Mit Befremden habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass an der Oberschule Neutrebbin im Schuljahr 2017/18 keine Jahrgangsstufe 7 eingerichtet werden soll.“ Mit Verweis auf die Verwaltungsvorschrift beantragte Birkholz die Einrichtungen von siebten Klassen. Dies begründet er mit dem Umstand, dass die Neutrebbiner Oberschule die einzige im Amt ist und die angrenzenden Oberschulen an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen sind. Birkholz verwies auf die verlängerten Fahrwege für die Kinder und die Auswirkungen des Ausbleibens der Jahrgangsstufe sieben auf die Entscheidung des Schulträgers, ein Schulzentrum mit der Grundschule zu bilden. „Das würde als Ablehnung der Schulzentren-Initiative verstanden werden“, argumentiert Birkholz.
Simona Koß, Landtagsabgeordnete der SPD, hat mit dem Bildungsminister und anderen Vertretern der Behörden verhandelt, um eine Ausnahmegenehmigung zu erreichen. Sie war von Marco und Corinna Egloff im Namen der betroffenen Eltern und Kinder um Unterstützung gebeten worden. Dabei verwiesen die Eltern auf die beabsichtigte Bildung des Schulzentrums und die geplante Investition in die Oberschule. Simona Koß informierte, dass es darum gehe, eventuell einen einzügigen Jahrgang zuzulassen.
Antje Grabley, Sprecherin des Bildungsministeriums, machte hingegen deutlich, dass es „keine Ausnahme von der Ausnahme“ geben werde. Die Ausnahme bestünde bereits, wenn zwei Klassen mit je zwölf Schülern eingerichtet würden. Möglicherweise gäbe es andere Optionen, wenn das Schulzentrum bereits gebildet wäre. Das sei jedoch noch nicht der Fall. Gemeinde und Oberschule wollen noch enger zusammenrücken, kündigte Bürgermeister Werner Mielenz am Mittwoch an. Schulleiterin Doreen Kind wird sich heute, um 19 Uhr, in Wuschewier der Gemeindevertretung vorstellen.