Neutrebbiner Schüler haben Baumart ausgesucht/ Erinnerung an Bürger-Widerstand gegen CO2-Verpressung
„Ich wünsche mir, dass die Winterlinde nie gefällt wird.“ „Ich wünsche mir, dass der Baum viele Blüten hat für unseren Tee.“ „Ich wünsche mir, dass viele Vögel darin nisten.“ Jeder der 24 Schüler der 6. Klasse brachte neben dem Wasser zum Angießen des Baumes einen ganz persönlichen Wunsch mit. Neben Bürgermeister Werner Mielenz hatte die Klasse dazu ein gefiedertes Publikum: Ein Teil der inzwischen schon zwölf Waldohreulen blickte von den Friedensplatzbäumen auf die junge Baumgieß-Schar hinab.
Mielenz berichtete, welche Beziehung die Schüler zur Baumpflanzung haben. „Ich war noch nicht lange im Amt, da musste die Kastanie an der Bushaltestelle gefällt werden. Die Schüler waren mit ihrer Kastanie aber eng verbunden. Es kam zu Protesten“, erzählte der Bürgermeister. „Ich hatte mir deshalb die Schüler zur Aussprache in die Turnhalle eingeladen. Dort konnte ich ihnen alles erklären und einen Einblick geben, wie Kommunalpolitik funktioniert. Sie haben das auch verstanden, aber eine Nachpflanzung gefordert.“ Diese Nachpflanzung ist inzwischen erfolgt. Der Verein der Bürgerinitiative gegen die CO2-Verpressungen hatte den Baum bezahlt. Doch zur Pflanzung war der Bürgermeister nicht im Dorf und deshalb wurde das feierliche Angießen am Montag nachgeholt.
Ausgesucht haben die Grundschüler die Baumart selbst. Und warum ausgerechnet eine Winterlinde? Um eine Antwort waren die Schüler nicht verlegen. Mit ihrer Klassenleiterin Bärbel Deuringer arbeiten viele von ihnen in der Kräuter-AG mit. Die hat bereits viel von der Sommerlinde auf dem Grundschulhof profitiert. Was fehlte, war eine Winterlinde. Auch deren Blüten und Früchte wollen die Schüler verarbeiten. Winterlinden seien zudem gut für die Bienen, so ein weiteres Argument.
Gleich neben die Winterlinde wird zum nächsten Dorffest noch ein Gedenkstein gesetzt. Damit will die Gemeinde Neutrebbin an den erfolgreichen Widerstand gegen die Pläne des Landes zur Errichtung eines unterirdischen Kohlendioxidlagers im Oderbruch erinnern. Seit Bekanntwerden der Pläne des Vattenfall-Konzerns zur CO2-Verpressung vor zehn Jahren hatten die Bürger mit viel Phantasie Mahnwachen gegen die CCS-Anwendung (Carbon Capture and Storage) im Oderbruch protestiert. Viele Familien mit Kindern waren dabei. Es gab Protestkonzerte und eine rege Zusammenarbeit mit den Kohle-Energiegegnern in der Lausitz, wo ganze Dörfer vor der Abbaggerung standen. Der Widerstand hatte die gesamte Region für energiepolitische Fragen sensibilisiert. Der Rückzug des Landes von dem Projekt 2014 war ein Erfolg der engagierten Bürger.
Werner Mielenz will auch durch die nun per Satzung festgelegte stärkere Bürgerbeteiligung und die gezielte Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen daran anknüpften. Heute findet um 14 Uhr seine erste Kinder- und Jugendsprechstunde im Schulzentrum statt.
Ulf Grieger, MOZ Seelow